Ein alltägliches Problem: Patienten benötigten eine aussagekräftige Beurteilung ihres Schluckaktes, damit Therapieziele formuliert und Schluckmuster überprüft werden konnten. Der Lösungsweg beinhaltete immer eine wahre Odyssee aus Überweisungen zum HNO und der Hoffnung, konkrete Fragen auch konkret beantwortet zu bekommen. Leider waren Termine bei einem Facharzt ein eher rares Gut und so gestaltete sich die Kostumstellung besonders bei ambulanten Patienten zuweilen sehr schwierig. ‚Schnell’ ging da schon mal gar nicht. ‚Akut’ war ein sehr dehnbarer Begriff. Ein ähnliches Bild in Kliniken, in denen das Konsilwesen eher einem theoretischen Konstrukt glich.
FEES als Teamwork
Irgendwann nahmen die Neurologen die Sache selbst in die Hand und Logopäden, Sprachtherapeuten und klinische Linguisten wurden als diejenigen entdeckt, die sich anatomisch und funktionell mit den Bedingungen in Mund, Rachen und Kehlkopf besonders auskannten. Als Team sammelte man viele Erfahrungen mit FEES und Videofluoroskopie (VFS), also der bildgebenden Diagnostik von Schluckstörungen. Hilfreich waren erprobte Grundlagen aus den USA.
Die Einführung der FEES erfolgte in Deutschland also nicht auf Basis interdisziplinärer Diskussionen, sondern auf Grund des dringenden Bedarfs. In den USA, in denen die Speech- and Language Pathologists – allen voran Susan E. Langmore und Josef Murray – in den Kliniken die FEES entwickelt und standardisiert hatten, sind sie es auch, die diese Untersuchung durchführen. Zugegeben, mit einer höherwertigen Ausbildung als die meisten Therapeutinnen und Therapeuten hierzulande, wo es unzählige Berufsgruppen gibt, die Schluckstörungen behandeln.
Die FEES neu erfunden?
Durch die Einführung des Ausbildungscurriculums ergibt sich dabei ein gar nicht so unterschiedliches Bild im Vergleich zu vorher. Vor der Vereinheitlichung gab es jedes Jahr Veranstaltungen an Universitätskliniken und Rehabilitationszentren mit Hands-On Workshops für alle Interessierten. So trafen sich auf solchen Tagungen Hersteller von Rhinolaryngoskopen, Ärzte und Logopäden, um sich über den Stand der Diagnostik auszutauschen. Gemeinsam wurden Abläufe besprochen und man gab sich gegenseitig Tipps, wie man die Untersuchung für den Patienten angenehmer gestalten konnte. Schon dabei herrschte weitgehend der Konsens, dass derjenige das Endoskop führt, der es am besten kann. Auffällig an der Struktur der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war, dass sich unter den Ärzten vornehmlich Neurologen fanden. Ähnlich verhält es sich bei den Mitgliedern der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für Dysphagie (DGD). Hier überwiegen die neurologisch Tätigen.
Zielgruppe
Das Curriculum richtet sich ausdrücklich an Therapeutinnen und Therapeuten in Kliniken. Die Kosten für das Basisseminar bewegen sich zwischen 800 und 1400 Euro. Wie viel die Ausbilder für die Supervisionen und Prüfungen berechnen ist bisher nicht absehbar, eigentlich sollten hier aber keine weiteren Kosten anfallen, denn das Ziel ist die flächendeckende Verfügbarkeit und dafür braucht es gut ausgebildete Diagnostiker unter den Ärzten und Therapeuten.